Leben in meiner Gastfamilie, wie geht es mir 2.0 // #22

Hi!
Nachdem ich jetzt tatsächlich mal zu dem Punkt gekommen bin, an dem ich gerade nicht so viel über Sachen schreiben kann, die ich gemacht habe, habe ich Zeit meine Liste abzuarbeiten, mit Posts die ich über Sachen schreiben möchte, die ich sonst immer wieder gefragt werde.
Deswegen geht es in dem Post hier um mein "Leben in meiner Gastfamilie" und auch ein bisschen ausführlicher darum, wie es mir geht.

Um das für alle die es vielleicht nicht wussten nochmal zu erklären: Ich lebe hier zusammen mit meiner Gastmutter und meiner Gastschwester in einem Haus, in einem Teil von Chicago der Lakeview heißt, das ist sozusagen der Name von meinem Viertel. Anders als ich es von vielen Austauschschülern gehört habe, habe ich bisher nachts noch keine Schüsse gehört und auch insgesamt noch keine Pistolen gesehen. Ich denke auch, dass ich nicht gefährlich wäre nachts vor die Haustür zu gehen, allerdings sollte man wahrscheinlich auch in der Gegend hier nicht alleine im Dunkeln durch die Gegend laufen.
Das Haus in dem wir wohnen ist nicht ganz so typisch amerikanisch, wie man es sich vielleicht vorstellt, da müsste man in die Suburbs fahren um das zu sehen.
Also um mal klarzustellen was ich meine: typisch amerikanisch vs chicago city . Wobei natürlich Leute die richtig richtig in der Stadt also Downtown leben, in Wohnungen wohnen.
Das Haus meiner Gastfamilie hat 3 Stockwerke. Im Keller ist das Gästezimmer, das jetzt das Zimmer von meinem Gastbruder ist, der ja im Moment nicht da ist. Außerdem ist unten ein Bad, ein Raum mit Waschmaschine, Trockner und allem und eine Couch mit einem Fernseher. Es gibt unten allerdings keinen DVD Player, weswegen man dort nur Netflix und TV schauen kann. Oben gibt es noch einen Fernseher, der ist allerdings wesentlich älter. In dem Stockwerk, also dem ersten Stock, ist auch die Küche und das Esszimmer. Ein Wohnzimmer gibt es so nicht, aber drei Ecken mit Sofas, fragt nicht warum, es ist aber irgendwie echt witzig. Ansonsten ist in dem Stock neben einem Bad noch die Terrasse.
Ganz oben sind dann die Zimmer von meiner Gastschwester, meiner Hostmum und mir und ein Bad das meine Gastschwester und ich uns teilen und das von meiner Gastmutter.
Eigentlich wollte ich gar nicht so viel über das Haus schreiben sondern mehr über mein Verhältnis zu meiner Gastfamilie und zum Beispiel auch darüber, was ich so für Aufgaben habe.
Anders als daheim gibt es jetzt nicht so feste Aufgaben wie immer Staubsaugen oder Wäsche zusammenlegen. Stattdessen sagt uns meine Hostmum wenn sie will das wir was machen, erwartet aber auch, dass wir von selbst draufkommen, dass wir zum Beispiel mal die Wäsche zusammenlegen könnten, wenn sie fertig ist. Abspülen muss hier generell nicht der, der gekocht hat, meine Gastmutter will, dass sich ohne Aufforderung jemand nach dem Essen dazu bereiterklärt die Küche sauber zumachen und wenn sie mitbekommt, dass wir schon andere Sachen gemacht haben, macht sie es.
Ich hoffe man kann diese Erklärung einigermaßen nachvollziehen.
Ein paar Leute haben mich gefragt, ob ich mich schon eingewöhnt habe. Ich bin ja jetzt schon seit 1,5 Monaten hier und eigentlich habe ich mich von Anfang an nicht als Gast gefühlt, trotzdem war es im Vergleich zu jetzt ein bisschen komischer, mir zum Beispiel einfach was zu Essen zu suchen, wenn ich Hunger hatte und solche Sachen.
Was meine Gastschwester angeht, ist unsere "Beziehung" total schwer zu beschreiben. Ich glaube es ist einfach so eine Mischung aus Freundin und Schwester. Was mir aufgefallen ist, ist, dass wir uns schon viel besser kennen und verstehen, als es normal ist für jemanden, den man seit ein paar Wochen kennt, aber wir wohnen ja auch zusammen.
Ich würde jetzt nicht sagen, dass meine Hostmum wie eine "echte" Mutter für mich ist, das wird glaube ich auch so bleiben. Und das jetzt nicht, weil ich sie nicht mag oder weil sie sich nicht um mich kümmert, aber sie ist halt trotzdem nicht meine Mama, wenn man das so nachvollziehen kann. Stattdessen vielleicht eher wie eine Tante oder so, keine Ahnung.
Noch ein paar Sachen die hier anders sind als Zuhause: Wie sehr meine Gastmutter sich für die Schule interessiert. Unser Hausaufgaben müssen wir immer im Esszimmer machen und sie fragt wirklich jeden Abend was genau wir gemacht haben und bietet auch immer ihre Hilfe an, was aber eigentlich nicht nur ein Anbieten ist, sondern mehr ein Aufdrängen, wenn ich ehrlich bin. Also selbst wenn sie zum Beispiel fragt ob sie mich in Spanisch abfragen kann und ich sage dass ich keine Vokabeln habe im Moment, fängt sie random an mich Sachen zu fragen, was um ehrlich zu sein schon ein bisschen anstrengend ist, das ist nämlich für alle Fächer so. Das Ding ist, dass ich es gewohnt bin, dass ich selbstständig bin was Schule angeht, was meiner Meinung nach auch besser ist, weil ich es selbst verstehen will und in den Tests dann auch keiner daneben steht und mir hilft. Das einzige wo Hilfe für mich Sinn machen würde wäre Chemistry, aber weder meine Gastmutter noch der, der ihr im Haushalt hilft haben Ahnung von Naturwissenschaften und da hilft mir das Internet dann doch besser.
Das sind aber nur so kleinere Sachen, die mich ein bisschen nerven und das ist ja auch irgendwie normal, ich habe auch schon ein paar Mal gesagt, dass es mir lieber ist, wenn ich meinen Schulkram alleine organisiere.

Zu dem zweiten Punkt, nämlich wie es mir geht: In der ersten Woche hatte ich ja echt ziemlich starkes Heimweh, aber es ist ab da eigentlich langsam immer besser geworden. Heimweh ist jetzt gar nicht mehr was mich irgendwie belastet, wobei ich meine Familie und meine besten Freunden natürlich trotzdem noch vermisse, was aber nicht das gleiche ist wie Heimweh. Ich hoffe mal, das bleibt so, zumindest in den nächsten Monaten.
Stattdessen ist, worüber ich im Moment nachdenke eher Freunde finden und auch Schule.
Schule ist immer noch weniger spaßig als ich es mir vorgestellt habe, aber es wird auch besser.
Freunde finden ist hier viel viel schwerer als in Deutschland. Die Leute sind nicht so wirklich interessiert an einer Freundschaft, habe ich das Gefühl und irgendwie müsste man sich schon selber einladen irgendwohin mitzukommen. Deswegen ist mein Plan jetzt in das Basketball- oder Danceteam zu kommen. Das ist allerdings nicht so leicht, weil man da schon echt gut sein muss und ich leider in keinem Sport besonders hochbegabt bin. Versuchen werde ich es trotzdem. Ansonsten habe ich ziemlich viele andere Austauschschüler mit denen ich zum Beispiel dieses Wochenende was gemacht habe und nächstes Wochenende gehen wir zu einem Chicago Bulls Game, das ist auch Basketball. Auch wenn das natürlich echt schön ist, will ich auch "echte Amerikaner" als Freund haben und in der Schule nicht nur mit meiner Gastschwester zusammen sein, aber ich will sie auch nicht einfach alleine sitzen lassen...
Es ist ein bisschen kompliziert aber das wird schon. :)

Ich hoffe der Post war einigermaßen interessant, wahrscheinlich schreibe ich zwischendrin immer mal über solche Sachen und dann aber wieder über Sachen die ich unternommen habe.

Kommentare

  1. Hat denn deine Gastschwester keine Freunde? Da ihr im selben Alter seid, müssten ihre Freunde ja auch in deinem Alter sein. Ließe sich nicht über sie etwas zum "Befreunden" finden?

    Was arbeitet deine Gastmutter denn?

    Ist das Leitungswasser sehr gechlort? Und stimmt das, dass im Waschbecken so ein Zerhäcksler ist, in den man Essenreste kippt und der zerhäckselt das und alles landet im Abwasser?

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    1. Meine Gastschwester hat zwar schon Leute die sie kennt und mit denen sie redet und so, aber sie macht außer mit ihrer besten Freundin eigentlich kaum was außerhalb der Schule. Das Problem ist auch nicht Leute zu finden, die mit dir reden oder so, aber meistens werde ich halt eher so als die Austauschschülerin gesehen, die zwar interessant ist und mit der man mal redet, um die Erfahrung gemacht zu haben, aber viele kommen nicht auf die Idee, zu versuchen sich mit mir anzufreunden, weswegen ich mich ein bisschen so fühle als müsste das alles von meiner Seite kommen, was in Deutschland wahrscheinlich nicht so wäre. Also ich denke Leute würden da wirklich mit einem befreundet sein wollen.

      Meine Gastmutter ist "president" von einer Organisation hier in Chicago, keine Ahnung, ich weiß nicht wie und ob es angebracht ist genau zu sagen für welche Organisation sie arbeitet...

      Ja, das Leitungswasser schmeckt hier teilweise echt nach Pool, hier zuhause geht es, aber zum Beispiel an der Schule ist es kaum trinkbar. Den zweiten Punkt kann ich jetzt nicht bestätigen, klingt...interessant. Aber vielleicht ja in anderen Familien? Wobei ich das hier auch in anderen Häusern noch nie gesehen habe.

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