Was ich gelernt habe, Veränderungen, Herausforderungen // #28

Hi!
Ich dachte mir, dass es auf Dauer vielleicht nicht mehr so interessant ist, immer nur zu lesen, was ich so mache, deswegen versuche ich heute mal ein bisschen darüber zu schreiben, was ich bisher so für mich gelernt habe und wie ich mich verändert habe.
Mir fällt es total schwer, das irgendwie in Worte zu fassen, weil ich nicht klingen will, als ob ich das jetzt irgendwie dramatisiere oder so.
Trotzdem würde ich sagen, dass die ersten paar Wochen hier, wahrscheinlich die Zeit in meinem Leben waren, in der es mir am Stück am schlechtesten ging. Ich hatte total Heimweh, was mir davor noch nie passiert ist und ich habe echt jeden Tag geweint und mich scheiße gefühlt. Teilweise wollte ich auch einfach nur wieder nach Hause fliegen. Das ist eigentlich so untypisch für mich und ich glaube es hätte so auch keiner damit gerechnet, dass das ausgerechnet mir passiert.
Natürlich hat man sonst auch immer mal Phasen in denen man schlecht drauf ist oder sich Sorgen über irgendwas macht, aber zumindest ich hatte in den 15 Jahren davor das Glück, dass es mir im Prinzip immer extrem gut ging. Ich musste mir nie Gedanken darüber machen, ob ich genug zu Essen habe oder ob meine Familie genug Geld hat. Außerdem habe ich keine Eltern, die mich irgendwie unter Druck setzen immer die beste sein zu müssen und, die einfach stolz auf mich sind für das was ich mache und kann und, die mir immer Zuhören und Helfen, wenn ich Hilfe brauche. Allgemein bin ich total dankbar, dass ich meine Familie habe, dass ich so ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe und, dass ich mit so viel Liebe aufgewachsen bin. (Und ja, das klingt jetzt irgendwie komisch, aber ich weiß nicht wie ich das sonst ausdrücken soll.)
Ich glaube in einem Auslandsjahr lernt man einfach total viel und zwar über sich selbst. Jeder sagt ja immer, dass es eine super Erfahrung ist und man extrem viel lernt, aber niemand hat mir bisher gesagt, was man eigentlich lernt. Was ich persönlich zum Beispiel über mich gelernt habe sind sozusagen meine Prioritäten. Dadurch, dass mir klar geworden ist, wie dankbar ich bin, für alles was ich habe, habe ich auch gemerkt, wie wichtig mir meine Familie und meine Freunde sind.
Ein anderer großer Punkt, der jetzt für die, die mich kennen wahrscheinlich erstmal seltsam klingt ist, dass ich gelernt habe selbstständiger zu sein. Das kommt aus dem Grund seltsam, dass ich an sich eigentlich schon immer sehr selbstständig war. Was ich meine ist, dass ich gelernt habe, mit meinen Problemen selbständig klarzukommen. Das klingt jetzt echt hart und ich will auch gar nicht sagen, dass es richtig ist, immer zu versuchen alle Probleme alleine zu lösen, eher im Gegenteil, denn dafür hat man ja Freunde und Familie. Aber trotzdem, das ist echt schwer zu beschreiben, aber in der Zeit in der ich so viel Heimweh hatte, konnte ich eben nicht einfach zu meinen Eltern gehen, damit sie mich trösten und obwohl meine Gastfamilie echt lieb war und versucht hat mir zu helfen, war das etwas mit dem ich alleine klar kommen musste. Ich hätte natürlich einfach den nächsten Flug nach Hause nehmen können, aber ich bin echt total froh, dass ich das nicht gemacht habe! Wenn ich so darüber nachdenke, macht es vielleicht doch Sinn, dass ich Heimweh bekommen habe. Das einzige wovor ich immer richtig Angst hatte, war und vielleicht ist es das auch immer noch, alleine zu sein. Wenn man auf Reiterferien oder Klassenfahrt ist, ist man vielleicht weg von Zuhause, aber man fühlt sich nicht alleine, denn selbst wenn man niemanden kennt, findet man schnell Freunde und weiß, dass es nicht für lange ist und, dass man im Notfall auch nicht sehr weit weg ist von daheim. Wahrscheinlich habe ich mich einfach alleine gefühlt, und das obwohl alle super nett und offen zu mir waren. Alles in allem ist es jetzt okay für mich, mal alleine zu sein oder mich alleine zu fühlen, obwohl das schon länger nicht mehr passiert ist, also, dass ich mich alleine gefühlt habe, weil ich mich total gut mit meiner Gastschwester verstehe und ich mich auch total willkommen in meiner Gastfamilie fühle. In der Schule kenne ich einige Leute mit denen ich mich verstehe, auch wenn ich davon noch niemand wirklich als Freund oder Freundin sehen würde und wenn ich wieder Heimweh bekommen würde, würde ich mich wahrscheinlich mit anderen Austauschschülern treffen. Das ist glaube ich auch ein großer Vorteil, wenn man mit einer Organisation ins Ausland geht, man hat auf einen Schlag nochmal 50 Leute von denen zumindest ich mich mit fast allen verstehe, weil man einfach die Probleme und Gedanken nachvollziehen kann und weiß worüber man reden kann. Das sagen auch viele ehemalige Austauschschüler: Die besten Freunde im Ausland sind die anderen Austauschschüler. Für mich stimmt das auf jeden Fall.
Eine letzte Sache die ich noch sagen wollte, ist, dass mir dieses Jahr am Anfang einfach ewig vorkam und, dass diese ersten fast 4 Monate einfach so schnell vergangen sind... Ich will damit jetzt auf keinen Fall sagen, dass ich gerne für immer hierbleiben will oder so, aber der Gedanke "bald", also in 6 Monaten, wieder heimzufliegen ist schon sehr seltsam inzwischen. Ich kann gar nicht genau sagen wieso, um ehrlich zu sein würde ich bisher nur 1 oder 2 Leute wirklich vermissen, aber ich habe mich einfach so an einige Sachen gewöhnt...
Der Post war jetzt mal ein bisschen anders und hoffentlich auch interessant. Das waren nur so die zwei größten Dinge, die ich bisher für mich gelernt habe und ich werde da vielleicht auch nochmal eine Art Update dazu schreiben.

Kommentare

  1. Maja, das hast du wirklich toll ausgedrückt und ich finde es mutig dass du dich getraut hast das hier zu veröffentlichen!
    Und ich finde es trotzdem auch immer interessant zu lesen was du so machst. Es ist nie langweilig hier bei dir;-)

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